Brieffreundschafts-Annoncen
Wir haben viele Jahre das Portal für Briefreundschaftssuche betrieben und möchten euch ein wenig
an unseren Erfahrungen mit Texten einer Annonce teilhaben lassen. Es wird keine Handlungsdirektive,
sondern eher eine Art Anstoß zum darüber nachdenken, was du schreibst und warum du es tust.
Letztlich läuft es auf zwei Punkte hinaus. Erstens: sei konkret. Anstatt zu schreiben, daß du
gerne liest, schreibst du, was du liest. Versetze dich in die Lage desjenigen der deinen Text
liest. Er/Sie wird sich nicht viel von dir vorstellen können, wenn du nur schreibst, daß du
gerne liest. Er/Sie wird auch viele andere Annoncen lesen - alle schreiben, daß sie gerne lesen.
Wenn du aber konkret wirst und stattdessen schreibst, daß du am liebsten Fachbücher über Nuklearphysik
liest, so kann sich der Leser deiner Annonce gleich etwas darunter vorstellen. Ein anderes
"konkretes" Beispiel für "ich lese gerne": ich lese gerne Romane von soundso.
Oder: ich lese gerne Romane von soundso, er beschreibt so eindringlich die 1920er, und der Jugendstil
ist es auch der mich ganz allgemein fasziniert und beschäftigt ... Und du kommst so auch direkt vom
allgemeinen "ich lese" zum konkreten was du liest und darüberhinaus gleich zur Überleitung
zu deinem Hobby dem Jugendstil. Usw. usw. usw. Also: sei konkret. Jemand mag Fachbücher über
Nuklearphysik, eine andere liest ausschließlich Comics, wieder ein anderer Romane, ein/e vierte/r
am liebsten Modejournale. Wenn jemand so eine Annonce liest kann er/sie sich konkret etwas darunter
vorstellen. Ein oberfläches "ich lese gerne" unterscheidet nicht, paßt auf alle gleich.
Zweitens: kürze. D.h. streiche alles nichtssagende und überflüssige wieder aus deinem Text heraus.
Wenn du geschrieben hast, daß du Fachliteratur über Nuklearphysik magst, brauchst du nicht mehr
schreiben, daß du gerne liest. Ein Satz ist weniger als zwei Sätze. Denke immer dran, daß da jemand
der noch keinen Kontakt zu dir hatte deinen Text liest - und, vor allem: nicht nur deinen, sondern
viele andere Texte auch. Niemand mag sich mit hundert sehr lange Texten langweilen. Und irgendwann
erfaßt man den Text auch nicht mehr, wenn es die zehnte Wiederholung des immer selben "ich bin
vielseitig interessiert", "ich bin offen für neues", "ich habe viele Hobbys".
Wenn du viele Hobbys hast, dann zähle sie auf: "ich gehe joggen, spiele Schach, schwimme gerne,
häkle meine Schals und Strümpfe selber, bin im Fußballverein, bastle Papierburgen mit meinem Enkeln",
etc. etc. Du siehst selbst, daß die Aufzählung viel aussagekräftiger ist als ein "ich habe viele
Hobbys". Stelle dir zu jedem (Teil-)Satz die Frage: "Beschreibt das mich, oder könnte es auch
auf alle 10 Inserate vor und alle 10 nach mir passen?" Wenn du alles schwammige, allgemeingültige,
unkonkrete usw. streichst, wird dein Text kürzer und die Chancen steigen, daß jemand deinen Text ganz
durchliest ohne vorher abzubrechen oder mit den Gedanken abzuschweifen.
Also: streiche alles unkonkrete und ersetze es durch konkretes; durch konkretes das dich betrifft und
nur dich allein als ganz besonderen Menschen und nicht als einen Brieffreund im allgemeinen.
Wie schreibst du Briefe
Immer mal wieder taucht auf, daß den Briefeschreibern wichtig ist, wie der Brief geschrieben wird.
Nicht inhaltlich gesehen, sondern mehr "technisch". Manche betonen, daß sie die Briefe
ausschließlich handschriftlich schreiben. Andere verschicken maschinengeschriebene Briefe. Es kann
in dem eine Fall sein, daß die Handschrift als persönlicher angesehen wird ... im anderen Fall als
unleserlich :-) Regelmäßig steht auch beschrieben, daß die einen lieber kurze Briefe schreiben,
dafür häufiger; andere schreiben lieber erst wenn sich auch etwas angesammelt hat, dafür dann am
liebsten aber auch gleich seitenweise und große Briefe. Entscheide selbst, ob das in deiner Annonce
erwähnt werden muß. Denke dabei immer an unsere beiden obigen Punkte: Beschreibe dich konkret und
kürze wieder heraus, was zur Floskel geworden ist.
Kreativtechniken
Wir wollen nicht alles aufzählen und eine Roman hieraus werden lassen. Aber ein letzter Punkt sei
noch angesprochen, der ebenfalls häufig erwähnt wird. Auch dieser bezieht sich weniger auf den
Inhalt und mehr auf den "technischen" Aspekt. Wir erlebten es recht regelmäßig, daß in den
Annoncen geschrieben wurde, daß die Briefe "geschmückt" werden. Heißt: die Briefe werden
in irgendeiner Form "verschönert".
Man kann die Briefe mit Ornamenten verschönern, Bilder und Zeichnungen neben den Text und/oder
in den Text malen, oder Bildoblaten aufkleben. Man kann auch die Papierränder des Briefpapiers
bearbeiten, sei es mit der Schere als eine Art Scherenschnitt oder als Embossing. Man kann auch
Falten und Falzen, ganze 3D-Ebenen hinzufügen.
Soweit wollen wir es mal gut sein lassen. Nachfolgend findest du eine unsortierte Liste an
Inspirationsquellen im Netz - als Kreativtechnik, als möglicher Anlass durch die Jahreszeiten
für das nächste Briefthema, als Inspiration für den Inhalt und das wie des Geschriebenen. Und
all das, was uns sonst noch so nach und nach als für Briefeschreiber interessant und nützlich
erscheint und über den Weg läuft.
Fangen wir mal im Februar an: da ist Valentin. Früher, noch als der Valentinstag hauptsächlich
im angelsächsischen Raum gefeiert wurde, war der Valentinstag nicht auf Liebespaare beschränkt.
Diese "Einengung" hat der Tag erst in unserer Moderne erfahren. Früher schickte man
einen lieben Gruß an alle die man lieb hatte - an die Schwester, an Freunde, an die Mutter, an
die Tante, Bruder, Vetter, Vater, Cousine, usw. usw. Hier findest du ein paar Ideen für deinen
nächsten Valentinstagsbrief:
Valentinskarten.
Ganz so aufwendig mußt du es nicht gestalten. Doch die ein oder andere "Teil"-Idee wirst
du aufgreifen können.
Als nächstes im Jahreslauf hast du Ostern. So wie du dir für deine Briefe Mühe machst, wirst du
deinen Brieffreunden auch keine einfachen Allerwelts-Grußkarten schicken. Hier findest ein paar
Anregungen für deine:
Osterpost.
Anstatt die Karten aus dem Kartenspender im Supermarkt oder vom Bahnhof, die jeder verschickt,
kannst du bspw. richtige echte Künstlerpostkarten verschicken. Die heben sich nicht nur von der
Masse ab, sondern sehen meist auch viel schöner, kreativer aus - künstlerischer eben. Und selbst
wenn du selbst zum Pinsel greifst: die Grußkarten dort, oder auch von anderen Künstlern, sind immer
eine willkommene Inspirationsquelle - von den Meistern wird gelernt.